Glossar

Lexikon / Glossar: Transvestitenschein

Ein Transvestitenschein war ein behördliches Dokument, das in Berlin zwischen 1919 und 1933 ausgegeben wurde, um Personen zu schützen, die gegengeschlechtliche Kleidung trugen. Diese Praxis wurde vom Institut für Sexualwissenschaft (IfS) unter der Leitung von Dr. Magnus Hirschfeld unterstützt. Hirschfeld, ein prominenter Sexualforscher, prägte den Begriff “Transvestit” und erkannte die Bedeutung der geschlechtlichen Identität für die betroffenen Personen.

Der Transvestitenschein wurde aufgrund einer ärztlichen Bestätigung des “Transvestitismus” ausgestellt und diente dazu, Personen vor Verhaftung und Strafen zu schützen, wenn sie wegen des Tragens gegengeschlechtlicher Kleidung kontrolliert wurden. Diese Dokumente ermöglichten es den Inhabern, sich offiziell als “Männerkleidung tragend” oder “Frauenkleidung tragend” auszuweisen. Die Ausstellung dieser Scheine war jedoch selten und oft von der liberalen Einstellung der örtlichen Behörden abhängig.

Trotz der Einführung dieser Scheine behielten Transvestiten einen prekären Status bei und waren weiterhin der Kontrollwillkür von Polizei und Justiz ausgeliefert. Auch wenn die Ausgabe der Transvestitenscheine im Deutschen Reich insgesamt selten war, trugen sie zur Anerkennung der geschlechtlichen Identität und zur Verringerung der Verfolgung von Personen bei, die sich nicht den gesellschaftlichen Normen entsprechend kleideten.


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