13. Mai 2016

TransTagung München 2016 - Teil 1

Lesezeit: ca. 5 Minuten

Transtagung München 2016

Hallo Ihr Lieben,

wie einige von Euch sicherlich schon mitbekommen haben, war ich letztes Wochenende zum ersten Mal auf der Trans*Tagung in München. So weit schon mal vorweg – Es waren ein Paar schöne und interessante Tage. Aber es gab auch ein paar Dinge / Eindrücke die mich dann doch mehr beschäftigt haben als ich es erwartet habe. Manchmal ist es eben furchtbar, wenn man gewisse Grundschwingungen von Situationen und Personen wahrnehmen kann ohne es zu wollen – bzw. diese einem sogar belasten. Ich bin halt eben doch ein kleines Sensibelchen.  Na ja, auf jeden Fall habe ich ein paar Tage gebraucht um meine Gedanken zu sortieren und dadurch die Ruhe zu haben meine Erlebnisse auf schreiben zu können. Da es vermutlich etwas mehr an Text wird, werde ich für die Übersichtlichkeit mehrere kleine Teile schreiben und Euch nun viel Spaß beim Lesen von “TransTagung München 2016 – Teil 1” wünschen. Wie immer über Kommentare, Reaktionen etc. würde ich mich sehr freuen.

Die Anfahrt

Es ist 4:30 Uhr und mein Wecker klingelt. Um Gottes Willen das ist nicht mein Ernst! Welcher Mensch steht am Freitag freiwillig um die Zeit auf? Gerade wenn man auch noch einen freien Tag hat? Ich drück den “Lass mich noch eine Runde schlafen Knopf” und dreh mich nochmal um.  Zehn Minuten später werde ich wieder unsanft aus dem Schlaf gerissen. Ich muss verrückt sein denk ich mir und quäle mich langsam aus dem Bett. Ich will schlafen, nicht mehr und nicht weniger. Aber es hilft nichts. Mühsam stehe ich auf und schlüpf in die Kleidung die ich mir dem Abend vorher zurecht gelegt hatte.  Ein Glück hab ich das Haarewaschen schon am Abend vorher erledigt, so muss ich mich nur um die Rekonstruktion des Gesichts kümmern.

Schön ist etwas anders und schminken mit Knautschzonen im Gesicht weniger lustig. Aber irgendwie klappt es trotzdem – Was man so alles im Halbschlaf doch noch hin bekommt und ich taumel immer noch nicht ganz wach eine Etage tiefer auf das Sofa. Ich denke daran, dass ein Kaffee jetzt genau das Richtige wäre und genau in dem Moment kommt meine Liebste mit einem ins Wohnzimmer. Danke dass Du meine Gedanken liest und Danke dass es Dich gibt.

Erschreckend ist nur, die Zeit reicht nicht mehr um den Kaffee ganz auszutrinken, denn die Zeit ist unerbittlich in 20 Minuten fährt der Zug in Richtung München. D.h. also es wird “höchste Eisenbahn” in die Gänge zu kommen. Eigentlich hätte ich jetzt viel lieber Lust daheim zu bleiben. Aber gebucht ist gebucht und so schaffen wir es mit Ach und Krach um genau 6:00 Uhr am Bahnhof zu sein. Wir verabschieden uns schweren Herzens und ich eile zum Gleis, schließlich steht der Zug und meine Begleitung schon dort und wartet auf mich. München ich komme!!

Die Fahrt selbst läuft dann relativ unspektakulär. Was bei der Deutschen Bahn ja nicht immer so gegeben ist. Ich denke jetzt nicht an meine halbe Nacht im Winter mit Kindern auf dem Bahnsteig, weil irgendwelche Züge ausgefallen sind. Selbst das Umsteigen in den ICE in Treuchtlingen gestaltete sich völlig problemlos. Okay, mein Koffer war einfach zu groß und zu schwer aber geschafft haben wir es trotzdem.

Es ist schon herrlich, wenn ein Zugabteil komplett leer und kein einziger Platz reserviert ist. Tisch, Steckdose und für Mobilfunknetze verbessert, was will man mehr. So konnte ich dann in Ruhe ein wenig twittern und die ersten Kontakte zu anderen die ebenfalls auf der Tagung waren herstellen. Die Zeit verging und Richtung München stiegen immer mehr Fahrgäste hinzu, so dass sich unser Abteil sichtlich füllte. In Augsburg setze sich dann ein älteres Paar zu uns und es gab an diesem Tag die ersten wirklichen Blicke. In wie fern in welche Richtung weiß ich nicht mehr. Auf jeden Fall dachte ich mal wieder mein Passing wäre für den Mülleimer.

Doch beim Aussteigen passierte mir etwas, was mir noch nie passiert ist. Da wird mir heute noch warm ums Herz. Der ältere Herr (ich schätze so um die 58-60 Jahre) stand auf und half mir beim runterheben des Koffers aus der Ablage über den Sitzen. “Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag”  – so verabschiedete er sich von uns und mein Herz machte einen kleinen Purzelbaum. Wahnsinn was so kleine Gesten mit einem machen können. Meine Begleitung meinte zwar noch, dass sie das Gefühl hatte das sie von den Beiden durschaut wurde, was mir da aber dann sichtlich egal war. Ich wurde eben freundlich behandelt – der Rest war mir dann nicht so wichtig.

Die anschließende Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in München war, bis auf ein paar doofe Blicke, dann schon die größte Herausforderung. Woher soll man als nicht Münchnerin wissen, welche Busfahrkarte für welchen Fall gelöst werden muss ? Geschafft haben wir es mit einmal Nachlösen dann doch und so waren wir um halb neun pünktlich zum Beginn der Tagung mit unseren Koffern vor Ort. Man kann mit der Deutschen Bahn doch zuverlässig verreisen!

Schock am Morgen

Wir  waren also endlich nach zweieinhalb Stunden Fahrt in München auf der Trans*Tagung angekommen und machten uns auf dem Weg zur Anmeldung. Doch der erste Schocker ließ nicht lange auf sich warten. “Wir haben Ihren Namen nicht auf der Liste”, “Haben Sie auch überwiesen?” – Mein Begleitung war partout auf dem Verzeichnis der Tagung nicht zu finden. Ich dachte mir schon “Oh, nein – hoffentlich nicht bei mir auch”. Nach etwas hin und her ging es dann doch und sie bekam ihr Tagungs-Bändchen inklusive der Essensmarken. Zu den Bändchen muss ich gleich noch was sagen. Wer hat sich diesen Blödsinn einfallen lassen ? Große breite Bändchen am Handgelenk mit der Aufschrift Trans*Tagung München 2016.

Besser und ungewollter kann man sich wohl außerhalb des Tagungsgelände nicht als Trans* outen. In meinen Augen war das fast ein Zwangsouting – was dann doch sehr unschön ist für Personen die damit nicht an die Öffentlichkeit wollen, bzw. unerkannt leben möchten. Vielleicht der größte Fail der Tagung ? Zu mal es eben auch nicht gerade kalt war und man dann  nicht im dicken Pullover oder Sweatshirt rumlaufen möchte.

Übrigens fand man meinen Namen sofort und damit war die Anmeldung erledigt. Wer nun geglaubt hat, dass der Schock schon groß genug war täuscht sich gewaltig, denn ein Blick auf das Programm am Schwarzenbrett verhieß gar nichts Gutes. Vorträge waren einfach wild zeitlich durcheinander geschoben. Hier ein Pfeil nach links, da einer nach unten, dort einer ganz woanders hin. Meine Vorbereitung war also schlicht und einfach für die Katz. Besonders ärgerlich Workshops die ich besuchen wollte, waren auf einmal parallel oder fielen einfach aus.  Organsiatorisch, ja eigentlich schon ein Supergau. Dafür waren alle Leute vom Orga-Team ausnahmslos total nett und freundlich. Ein wenig Lob soll ja auch sein.  Aber geholfen hat es mir nicht wirklich. Es blieb mir also gleich schon am Anfang nichts anderes übrig, als spontan zu entscheiden in welchen Raum ich gehe. Die Wahl war allerdings nicht immer gut, so wie Ihr in den nächsten Teilen lesen werdet.

Weiter geht es dann im Teil 2

Liebe Grüße
Blackwitch

Stichworte: ITTM Trans*Tagung München 2016 Transtagung

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