Dieser Wochenrückblick kommt jetzt etwas verspätet. Dafür enthält er aber diesmal auch fast zwei Wochen in komprimierter Form. Warum? Die Begründung ist eigentlich ganz einfach. Ich hatte schlicht weg keine Zeit und Muße mich hinzusetzen und die letzten Tage aufzuschreiben. Zu viel ist passiert und zu viel hat mich beschäftigt. Einen wirklichen klaren Kopf zu bekommen war fast nicht möglich. Nun ein paar Tage später, kann ich endlich versuchen die Dinge in Worte zu fassen.
Der Mittwoch lief relativ ruhig. Eine Freundin aus der Selbsthilfegruppe hatten ihr Erstgespräch bei der Therapeutin und präsentierte gleich ihre Überweisung zum Endokrinologen mit der Diagnose “Transgeschlechtlichkeit”. Natürlich habe ich mich sehr für sie gefreut, aber auch gleichzeitig spürte ich einen Stachel und ich hatte Gedanken die ich gar nicht mochte. Ich war in gewisser Weise fast neidisch auf sie. Vor allem wurde mir bewusst wie weit ich noch von irgend etwas entfernt bin. So etwas sollte mich wirklich nicht beschäftigen. Also freue ich mich einfach weiter mit ihr. Sie hat es ja auch mehr als verdient, dass es so schnell geht bei ihr.
Am Freitag fing ich an meinen “Trans Lebenslauf” zu schreiben. Man kann sich gar nicht vorstellen wie kompliziert so etwas sein kann. Ich hatte absolut keine Ahnung wie ich sowas anpacken soll und suchte im Internet nach irgendwelchen bestehenden Lebensläufen. Die Ausbeute war allerdings so schlecht, so dass ich mehr oder weniger mich langsam von Punkt zu Punkt vortastete. Für den aktuellen Stand bin ich auch schon ganz zufrieden damit. Ich werde zwar mit Sicherheit noch mehrmals dran arbeiten, aber für einen ersten Entwurf finde ich ihn recht gut gelungen, auch wenn er noch nicht vollständig ist.
Am Dienstag wurde ich zum aller ersten Mal auf meine Kleidung angesprochen. Ein Büro-Nachbar entdeckte auf meine Hosentaschen Strasssteine und musste mir die Entdeckung gleich mitteilen. Auf die Frage wieso ich so eine Hose trage kam von mir nur die Antwort “weil es mir gefällt” und das Thema war wieder vom Tisch. Man hab ich innerlich geschwitzt und dennoch kam in mir auch wieder der Gedanke auf: “Mach gleich reinen Tisch und oute Dich”. Natürlich habe ich es leider nicht getan. Dennoch frage ich mich mittlerweile immer mehr – wie lange ich es noch zurückhalten kann. Teilweise fühle ich mich wie eine Wasserbombe die kurz vorm Platzen ist.
Das wieder nicht gemachte Outing brachte mich dann die nächsten Tage wieder zum Grübeln. Langsam hasse ich dass. Ich weiß doch wer ich bin und was ich eigentlich will. Und trotzdem bleiben die Bedenken wie “Du wirst furchtbar aussehen”, “Geht das Outing gut” und “Wie wird das Umfeld reagieren” – Gedanken und Fragen die ich auch nur beantworten kann, wenn ich den Weg einfach gehe. Auf jeden Fall kam ich zu dem Entschluss im Januar gleich einen Termin bei der Therapeutin für das nächste Jahr zu machen. Quasi endlich mal ein Vorsatz für das nächste Jahr, welches ich auch erfüllen kann. 2015 wird ein ereignisreiches Jahr und hoffentlich ein großer Schritt in die für mich gefühlte richtige Richtung.
Der Freitag ist mittlerweile zu meinem kleinen “Wohlfühltag” geworden. Denn da arbeite ich seit kurzen immer von zu Hause. Die Chance das ich den halben Tag in der früh alleine bin nutze ich natürlich unverschämt aus. Erst suche ich mir nach dem Aufstehen die Sachen zusammen die ich heute anziehen werde. Dann beginne ich mich zu recht zu machen, bis ich mit dem was ich sehe halbwegs zufrieden bin. Anschließend geht es ins Bad und ich beginne mich nach der Morgenwäsche in diversen Schminktechniken. Mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Trotzdem bin ich am Ende doch relativ glücklich und versuche Fotos zu machen. Nur irgendwie werden diese Fotos nie dem Spiegelbild gerecht, welches ich vor mir sehe. Gut ich sehe eigentlich nur noch die Frau in mir, wenn ich in den Spiegel schaue, egal wie ich davor stehe. Aber genau dass ist es vor dem ich die Jahre zuvor geflohen bin. Die Verweigerung der Weiblichkeit die tief in mir ist.
Nächste Woche steht die Selbsthilfegruppe wieder an, auf die ich mich freue, vor allem weil ich alleine durch den Kontakt zu anderen, so viel mitnehmen kann. Ich denke ich melde mich daher erst wieder nach dem Treffen.
Liebe Grüße von einer glücklichen
Blackwitch
Kommentar verfassen