16. Dezember 2014

Wochenrückblick #4

Lesezeit: ca. 3 Minuten

Von Samstag bis Freitag hatte ich Besuch von meinem Vater aus Hamburg. Da ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht bei ihm geoutet war, musste ich wohl oder übel die meiste Zeit in männlicher Kleidung verbringen. Ich glaub so unwohl in meiner Haut habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Irgendwie passte alles nicht so wirklich Zusammen. Das Äußere nicht zum Inneren, die Kleidung nicht zu mir. Es war einfach grausam. Entsprechend war ich auch drauf. Frustriert und unzufrieden und dass obwohl ich mich auf den Besuch meines Vaters gefreut habe und es auch schön war, dass er da war.

Na ja,  so freute ich mich auf den Mittwoch. Die Selbsthilfegruppe hatte Weihnachtsfeier und ich konnte zumindest kurzzeitig Luft schnappen. Ich kleidete mich bereits am Morgen so weiblich wie möglich und zog die Männersachen drüber. Mittags lackierte ich mir die Fingernägel schwarz und fand das meine Hände durchaus weiblich und überhaupt nicht männlich wirken. So verbrachte ich dann halbwegs getarnt den Tag mit meinem Vater, der zum Glück die lackierten Nägel akzeptierte. Wir gingen dann um 17:00 Uhr zum ersten Chor-Auftritt meiner kleinen. So was kann man doch nicht verpassen. Der Auftritt an sich war ganz nett, auch wenn die meisten Kinder doch schon recht müde waren.

Da sich mein Schatz bereit erklärte (was nicht selbstverständlich ist) nach der Arbeit zum Auftritt zu kommen und die Kleine und meinen Vater abzuholen, konnte ich mich kurz vor 19.00 Uhr auf dem Weg zur Selbsthilfegruppe machen. Auf dem Parkplatz angekommen entledigte ich mich der unnötige Kleidung. Zog meine Bluse und die schicken Stiefel an und machte mich auf dem Weg zur Gruppe. Natürlich war ich mal wieder die Letzte in der Runde. Alle saßen schon an einem großen Tisch mit vielen Weihnachtsknabberreien und Punsch. Es wurde an dem Abend viel gelacht, allerdings wieder nichts, was mir irgendwie auf dem Weg der vor mir steht helfen könnte. Ich konnte nicht mal eine zum Thema Outing befragen. Schließlich stand das am nächsten Tag bei mir und meinem Vater an.

Am nächsten Tag kam es dann zum Outing. Da ich es an anderer Stelle schon ausführlicher geschrieben habe kommt hier nur die Kurzfassung. Nach anfänglichen Schwierigkeiten einen Anfang zu finden, klappte es dann doch recht gut und er hat es so aufgenommen, wie es sich jede wünscht. Er kommt damit mehr als nur zu recht. Ihm ist es einfach wichtig, dass es mir gut geht. So war dann wieder ein wichtiger Schritt für mich gemacht und die Reise kann weiter gehen. Klar irgendwann wird es Rückschläge geben, dennoch bin ich recht zu frieden wie es gerade läuft.

Gestärkt von dieser positiven Erfahrung kam dann in mir der Drang auf, das Ganze zu beschleunigen. In mir wurde die Stimme laut, die mir sagt: “Was wäre wenn, wenn Du Dich absofort überall outest und ab Januar als Frau lebt” – Ich gestehe dass ich versucht war/bin der Stimme nach zugeben. Dennoch weiß ich auch, dass ich nichts überstürzen sollte. So werde ich es vermutlich nicht machen, egal wie sehr mein Inneres danach aktuell schreit. Viel wichtiger ist doch dass ich so viele wie mögliche auf meinem Weg mitnehmen kann und vor allem jeglichen seelischen Schaden von meinter Tochter abwende. Wenn sie damit klar kommt wäre es ein Traum. Daher sind die nächsten Ziele für mich klar. Schöne Weihnachtsfeiertage zu verbringen und meinem Umfeld so schonend wie möglich das Kommende zu erklären.

 

 



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