5. Oktober 2014

Rückblende - Teil 1

Lesezeit: ca. 4 Minuten

Hallo Ihr Lieben,

ich dachte mir, es wäre eine gute Idee hin und wieder etwas über mein Leben bzw. meinen Lebensweg zu schreiben. Damit könnt Ihr und ich mehr oder weniger verfolgen was ich von meiner Kindheit bis Heute erlebt habe und vielleicht auch wieso ich so bin wie ich bin. Dann fange ich einfach mal an.

Geburt bis Einschulung (1975-1982)
Geboren wurde ich im Sommer 1975 in Hamburg, genauer gesagt im Tabea Krankenhaus in Blankenese, als zweiter Sohn meiner Eltern. Nach meinem Wissensstand kam ich per Kaiserschnitt zur Welt. War in den ersten Lebensjahren zum Leidwesen meiner Familie sehr oft krank – Ich hatte unter anderem wohl eine Schiefstellung des Beckens und so einiges mehr. Meine Mutter war deswegen auch mit mir auf einer Mutter-Kind-Kur. Es muss alles in Allem mit mir nicht leicht gewesen sein.

Schlafen
Gute Nacht

Meine ersten konkreten Erinnerungen habe ich erst kurz vor der Schulzeit. Mein Freundeskreis bestand zu diesem Zeitpunkt fast nur aus Mädchen aus der Nachbarschaft. Wir haben zusammen gespielt (u.a. Anziehpuppen aus Papier) und zusammen übernachtet. Quasi dass was man so als Kind bzw. Freunde in dem Alter macht. Ich wäre nie auf die Gedanken gekommen, dass Jungs anders zu spielen haben. Es hat einfach Spaß gemacht und sich eben auch richtig angefühlt.

Spielen im Bett
Spielen im Bett
bild6
Spielen im Bett

Rein optisch hätte man mich mal als Mädchen und dann wieder für Michel Lönneberga halten können. Doch fand ich nie wirklich Anschluss an andere Jungs. Es war halt nicht wirklich meine Welt.  Zeichnen, basteln oder ähnliches war dann schon eher meins.

Irgendwann kam der Tag zur Schuluntersuchung – falls jemand nicht weiß was dass ist. Dort wird die allgemeine Schulfähigkeit getestet. Ich wurde dank eines Sprachfehlers – ich lispelte – nicht eingeschult und musste deswegen ein Jahr einen Sprachheilkindergarten in Hamburg besuchen. Ich bekam Logopädie, wurde zu Sachen gezwungen Dir mir nicht gefielen (z.B. Mittagsschlaf mit 6). So musste ich mich eben auch wie es von einem Jungen erwartet verhalten. Ich rebellierte wohl entsprechend – zumindest laut meiner Eltern. Aber zum Glück ging auch dieses Jahr vorbei und es kam der Tag der Einschulung.

Klein und unschuldigMichel Lönneberga ?Blonde Haare ade

Grundschule (1982-1986)
1982 wurde ich wie eben erwähnt mit ein Jahr Verzögerung eingeschult. So weit hätte alles in Ordnung sein können. Allerdings verstand ich mich überhaupt nicht mit der Lehrerin. Sie nahm überhaupt keine Rücksicht auf mein Wesen und meiner Vorgeschichte (Sprachschule etc.). Ich fand also nur schwer ins Schulleben, war verschüchtert und beteiligte mich kaum bis gar nicht am Unterricht.  Das einzige Fach was mir lag war Kunst und später mit der dritten Klasse auch der Chor. Dazu ein Zitat aus meinen Zeugnis – ich war schon immer eigenwillig:

“Er malte und bastelte mit Begeisterung und eigenwilligen Ideen. Er nahm regelmäßig an den Chorstunden teil und zeigte erfreulichen Einsatz bei vielen zusätzlichen Proben und Aufführungen.”

In den Pausen suchte ich Anerkennung, fand bis auf Mädchen nur zwei Jungs mit denen ich zurecht kam. Wir spielten viele Rollenspiele. Rollenspiele in denen ich aufgehen konnte. Laut Lehrerin viel es mir schwer nach den Pausen aus diesen Rollen zurück in den Unterricht zu finden.

Da ich offensichtlich nicht viel mit gleichaltrigen Kindern / Jungen anfangen konnte, versuchte ich wohl Kontakt zu Erwachsenen zu suchen, was allerdings der Lehrerin nicht gefiel. Ich glaube es war das erste Mal, dass ich wirklich merkte, dass ich anders bin. Dass ich nicht in das allgemeine von mir erwartete Bild passte.

Privat, außerhalb der Schule lief es auch nicht wirklich besser. Klar ich hatte immer noch die Freundinnen aus der Nachbarschaft und die beiden Freunde aus der Schule, aber einer Gruppe von etwa 5-6 etwa älteren Jungen war ich wohl ein Dorn im Auge. Ich passte vermutlich nicht in deren Weltbild. Ein Junge muss so sein. Ich wurde immer wieder gehänselt, verprügelt und verspottet. Alles im Allem war diese Zeit überhaupt nicht leicht für mich. Auf einer Seite die furchtbare Schule mit der Lehrerin und auf der anderen die Gefahr wieder ein Opfer zu werden. Ich weigerte mich sogar hin und wieder raus zu gehen und erfand irgendwelche ausreden. Ich hätte Stubenarrest usw.

Auf jeden Fall führte das Ganze dazu, dass ich endgültig merkte dass ich nicht so bin wie alle anderen und es auch nie sein werde. Ich zog mich immer mehr in mich zurück. Versuchte mir einen emotionalen Schutzwall aufzubauen und niemanden an mich ran zu lassen.

Dieser Schutzwall führte wohl auch dazu, dass ich immer härter zu mir selbst wurde. Mein Schmerzempfinden war schon damals nicht so wie es sein sollte, so nahm ich z.B. in der dritten/vierten Klasse an den Bundesjugendspielen mit einem gebrochenen Bein teil. Aufgefallen ist es erst zwei / drei Wochen später als ich nach einem Sturz etwas humpelte und meine Eltern mit mir zum Arzt sind. Der Arzt war sogar der Auffassung, weil der Bruch schon älter war, dass ich von meinen Eltern misshandelt worden wäre. Natürlich war dem nicht so.

Trotz all den schlechten Erlebnissen gab es ein Lichtblick – Meine Noten reichten am Ende der vierten Klasse für die Beobachtungsstufe der Realschule. Ich weiß nicht was aus mir geworden wäre, wenn ich dies nicht geschafft hätte. Denn die Lehrerin die ich in der fünften Klasse bekam, hat mich quasi gerettet bzw. motiviert. Dazu aber im nächsten Teil mehr.

Stichworte: Anders sein Geburt Geschwister Kindheit Mobbing Werdegang

1 Kommentare

Mira
Mira

DANKE für diesen Blog. So vieles ging mir auch so… Und du schreibst mir aus der Seele. Gleich weiter zum nächsten Eintrag.

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